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Blumenrath - Aachener Straße
(An der Aachener Straße stoßen drei Stadtteile aneinander. Vom alten Rathaus bis zum Mariadorfer Dreieck in Richtung Aachen gehören beide Seiten zum Stadteil Mariadorf. Vom Mariadorfer Dreieck in Richtung Aachen gehört die linke Seite zur Begau und die rechte Seite bis zum Bahnübergang zu Mariadorf. Der Rest der Straße, rechte Seite, hinter dem Bahnübergang Richtung Aachen gehört zum Stadtteil Blumenrath.)
Von Aachen über Linden-Neusen kommend durchzieht die Landstraße Nr. 136 in nordöstlicher Richtung das Alsdorfer Stadtgebiet mit den Ortsteilen Mariadorf und Hoengen und führt weiter nach Jülich. Schon zur Römerzeit bestand eine solche Verbindung zwischen Aachen und Jülich, die aber nur teilweise der heutigen Trassenführung folgte. In einer Gebietskarte (Ploennies-Karte) von 1715 ist die Straße als Teil eines von Aachen über Hoengen nach Jülich führenden Weges eingezeichnet. In der Zehntkarte der Dörfer Hoengen und Bettendorf von 1790 taucht sie als „Der von Aachen kommende und nach „Gülich, Düßeldorf und Kölln Leitender Chaußeweg“ auf.
Nach der Übernahme der linksrheinischen Gebiete durch Frankreich erklärte man die Straße ab 1797 zur „Grande Route“ und damit zum Teil einer Hauptverkehrsverbindung, die von Paris aus in Richtung Osten ausgebaut werden sollte. Auf der Tranchot/von Müffling Karte findet man sie um 1805 unter der Bezeichnung „Grande Route, de Paris: d’Aix-la- Chapelle, à Juliers: à Cologne“. Die Straße gehörte damit zu den „Routes Impériales“ und war eine Straße 1. Klasse von übergeordneter Bedeutung. Im Zuge der napoleonischen Eroberungspolitik ging die französische Straßenbauverwaltung daran, den Ausbau dieser wichtigen Verbindungsstraße zum nordosteuropäischen Raum zu betreiben. Die Arbeiten begannen im Bereich Neusen-Hoengen-Schleiden, mussten aber nach dem Abzug der französischen Revolutionstruppen zu Beginn des 19. Jahrhunderts aufgegeben werden. Als das linksrheinische Gebiet nach der Absetzung Napoleons seit 1815 den Preußen zugeschlagen wurde, erklärte die preußische Regierung die Strecke zur Landstraße. Für die damit als Staatsstraße eingestufte Strecke förderte die Regierung den Ausbau zwischen Aachen und Ostpreußen. In den darauf folgenden Jahrhunderten spielte die Überlandverbindung eine bedeutende Rolle als Handelsstraße und Heerstraße für den Personen- und Materialtransport sowohl im deutsch-französischen Krieg von 1870/71 als auch in den beiden Weltkriegen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.
Von der südlichen Stadtgrenze bis zur Autobahnauffahrt heißt die Strecke Neusener Straße. Dieser Straßenteil liegt auf einem Gebiet, das 1972 im Zusammenhang mit der kommunalen Neugliederung zur Stadt Alsdorf gelangte. Von der Autobahnauffahrt bis zur Kreuzung mit den Straßen „Am Südpark/Alte Wardener Straße“ trägt das Teilstück innerhalb des Ortsbereiches Mariadorf den Namen Aachener Straße. Von dort bis zur nordwestlichen Ortsgrenze heißt das letzte Teilstück Jülicher Straße. Amtlich trug die Aachener Straße von 1914 bis nach dem Zweiten Weltkrieg zusammen mit der Jülicher Straße den Namen „Aachener Straße“. Später stimmten die Hoengener Gemeinderäte der Umbenennung einer Teilstrecke in Jülicher Straße zu.
Von der Aachener Straße zweigen bis zu ihrer Kreuzung mit der Eschweilerstraße nach Westen und Nordwesten die Pestalozzistraße, die Gutenbergstraße, und die Viehaustraße ab. Nach Südosten gehen die St.-Jöris-Straße, die Michaelstraße, die Karlstraße und die Ehrenstraße. Am Kreuzungsbereich und an der Abzweigung der Straße „Am Südpark“ nach Nordwesten und der „Alten Wardener Straße“ nach Südosten endet die Aachener Straße als Teilstrecke der L 136. Am „Mariadorfer Dreieck“ kreuzen sich die Aachener Straße und die Kreisstraße 10.
Am Dreieck befanden sich die Haltestellen der 1898 eröffneten Straßenbahnlinien in Richtung Alsdorf, Hoengen, Eschweiler und Aachen. Nach der ab 1969 einsetzenden Stilllegung des Schienennetzes ersetzen Busse die Straßenbahnen. Gegenüber dem „Dreieck“ baute man im Jahr 1914 ein Postgebäude, in dem die vorher selbständigen Postämter von Mariadorf und Hoengen untergebracht wurden. Nach dem Bau eines neuen Posthauses im Jahr 1934 an der Ecke Eschweilerstraße/Poststraße diente das Gebäude als Wohnhaus. Von 1936 bis 1964 befand sich dort das Kloster Sankt Marien. Bis zur kommunalen Neugliederung von 1972 nutzte der gemeindeeigene Bauhof das Haus. Das Gebäude wurde später abgerissen. Man errichtete auf dem Grundstück einen Neubau für die „Volksbank Stolberg-Eschweiler eG“.
Eine Besonderheit am „Dreieck“ war das erste und einzige Mariadorfer Kino, das man 1927/28 an der Aachener Straße eröffnete. Die „Lichtspiele am Dreieck“ wurden während des Zweiten Weltkriegs geschlossen. Ab 1954 präsentierte sich im gleichen Saal ein neues Kino, das „Metropoltheater“. Es bot mit dem neu gestalteten Foyer und einer repräsentativen Bühne Platz für 600 Personen. Wegen nachlassender Besucherzahlen schlossen die „Lichtspiele“ 1972. Danach nutzte zeitweise ein Supermarkt die Räume.
Das an der Abzweigung „Alte Wardener Straße“ gelegene Hoengener Bürgermeisteramt baute man 1913. Es diente bis 1972 als Verwaltungsgebäude. Nach der kommunalen Neugliederung und mit der darauf folgenden Zuordnung der Gemeinde zur Stadt Alsdorf stand das alte Rathaus lange Zeit leer. Heute ist das Gebäude ein „Haus der Begegnungen“. Hier befindet sich das städtische Jugendheim, eine Seniorentagesstätte der Arbeiterwohlfahrt Hoengen und eine Nebenstelle der Stadtbücherei Alsdorf.
Gegenüber dem Rathausgebäude im so genannten „Schwesternbusch“, umgangssprachlich „en d’r Schwestere Böisch“, bewirtschafteten ab 1898 Franziskanerinnen ein Kloster in der dort um 1860 erbauten „Honigmannvilla“. Das Gebäude war die erste Direktorenvilla der „Aachen-Höngener Bergwerks AG“ und das Wohnhaus der Repräsentanten der Gesellschaft. Nach dem Tode von Louis Honigmann (1822 – 1898), der die Villa bewohnte – er unterstützte lange Zeit seinen Bruder Eduard Honigmann (1809 – 1886) in der Leitung der Grube Maria – übernahmen die Schwestern das Haus. In dem als „Kloster Sankt Marien“ ausgewiesenen Gebäude nahmen sie soziale Aufgaben wahr. Sie unterhielten dort eine Kinderverwahranstalt, eine ambulante Krankenstation und eine Handarbeitsschule für die Töchter der Bergleute. Die Ordensfrauen mussten 1936 das Gebäude räumen, in das dann die Ortsgruppenleitung der Mariadorfer und Hoengener Nationalsozialisten einzog. Als die Amerikaner 1944 Mariadorf besetzten, fanden sie in dem verlassenen Klostergebäude Nazi-Embleme und Fahnen. Sie sprengten das fast hundert Jahre alte Denkmal der Mariadorfer Bergbaugeschichte.