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Fotos aus Alsdorf
Broicher Siedlung - Blumenrather Straße
In einer Kartenaufnahme der Rheinlande aus französischer Zeit im Jahr 1805 (Tranchotkarte) ist eine Wegeverbindung eingezeichnet, die aus Hoengen kommend am Gut Blumenrath vorbei durch den „Blumenrather-bosch“ ins Tal und dann in südliche Richtung über das „Oster-veld“ und weiter nach Broich führt. Dieser alten Wegeverbindung folgen heute von Hoengen aus die Marienstraße und die Blumenrather Straße.
Das Teilstück der Strecke, das von der querenden Eschweilerstraße aus zuerst in südwestliche Richtung bis zum Blumenrather Hof führt, dann nach Südosten und in der Broicher Siedlung nach Süden verläuft, trägt bis zur Stadtgrenze Alsdorfs den Namen Blumenrather Straße. Bis in die 1950er-Jahre war der Name „Blumenrather Weg“ üblich.
Die Blumenrather Straße zweigt von der Eschweilerstraße ab und quert einige hundert Meter südwestlich am Mariadorfer Bahnhof die Gleise der Bahnstrecke Stolberg-Herzogenrath. Das Bahnhofsgebäude, ein bedeutendes Denkmal der Mariadorfer Bergbaugeschichte, wurde 1872 gebaut, als man die Bahnverbindung zwischen Alsdorf und Stolberg einrichtete. Nach der Einstellung des Kohlen- und Kokstransportes und der Beendigung der Personenbeförderung auf dieser Bahnstrecke stand das Gebäude ab 1984 eine Zeit leer. Dann richtete man dort Wohnungen ein. Im ehemaligen Wartesaal waren für eine Zeit die Mariadorfer Pfadfinder untergebracht. Später kaufte eine islamische Religionsgemeinschaft den Bahnhof und änderte das Gebäude durch Um- und Anbauten. Auf denkmalpflegerische Gesichtspunkte wurde im Gegensatz zur Restaurierung des Bahnhofs Mariagrube nur wenig Rücksicht genommen.
Am Bahnhofsgebäude quert die Blumenrather Straße die Industriestraße. In ihrem weiteren Verlauf zweigen die Beethovenstraße und die Straße „Am neuen Markt“ in südöstliche Richtung ab. Der Wohnweg „An der Burgmaar“ schafft nach Nordwesten Verbindung zur Straßburger Straße. Nach der Gründung der Grube Maria I im Jahre 1848 errichtete ausschließlich die Bergwerksgesellschaft Wohnhäuser im Ort. Erste Privat- und Geschäftshäuser entstanden ab 1906/1907. Gebäude aus dieser Zeit blieben an der Blumenrather Straße erhalten. In den 1930er-Jahren errichtete die Ortsgemeinde doppelstöckige Mietshäuser an der westlichen Seite der Blumenrather Straße, die bis zur Abzweigung der Strecke „Am Neuen Markt“ als durchgehende Bebauung die Straße markieren. Ab der Straße „Am Neuen Markt“ passiert die Blumenrather Straße den auf der östlichen Seite liegenden großen Markt- und Kirmesplatz Blumenraths. Weiter südwestlich befindet sich auf der gegenüberliegenden Straßenseite das Eingangstor zum Westpark, der Sportanlage des 1932 gegründeten Sportvereins Hertha Mariadorf. Am Gut Blumenrath zweigt nach Norden ein Wirtschaftsweg von der Strecke ab, der früher die Verbindung nach Schaufenberg schaffte. Wenige Meter weiter geht nach Südwesten die Straße „Am Kiesschacht“ ab. An der Wegeabzweigung steht ein Steinkreuz, das auf Initiative des Mariadorfer Bürgervereins am 7. Juni 1998 aufgestellt wurde. Es erinnert an die Soldaten und Zivilisten, die auf Mariadorfer Gebiet im Zweiten Weltkrieg starben. Die Blumenrather Straße knickt an diesem Denkmal in südöstliche Richtung und führt ins Tal. Sie verläuft dann weiter in südliche Richtung bergauf durch die Broicher Siedlung bis zur Ortsgrenze von Alsdorf und weiter in Richtung Linden-Neusen. Im Tal quert die Blumenrather Straße einen zum Broicher Weiher und zur Broicher Siedlung führenden Wanderweg. Im Ortsbereich der Broicher Siedlung zweigt von der Strecke nach Südwesten die Mörikestraße ab. Die Blumenrather Straße kreuzt dann die Osterfeldstraße. Vor der Kreuzung mit der Heidestraße geht nach Nordwesten der Erikaweg ab. Es zweigen weiterhin im Straßenverlauf in Richtung Nordwesten und Westen die Lausitzer Straße, die Marienburger Straße, die Stresemannstraße und die Greifswalder Straße ab. Nach Osten führen die Oststraße, die Straße „An den Linden“ und die Osterfeldstraße. Der ehemals unbefestigte Blumenrather Weg ist heute eine ausgebaute, vielbefahrene Straße. Man legte neben der Straße Gehwege an und richtete Parkmöglichkeiten ein. An den Kreuzungen entstanden Verkehrsinseln, die das Überqueren der Strecke erleichtern. Keimzelle für den Siedelplatz Blumenrath und Namensgeber für die Blumenrather Straße ist der Blumenrather Hof, der am Rande des Broichbachtals nordwestlich der Blumenrather Straße liegt. Das wahrscheinlich schon in frühen Mittelalter bestehende Bauerngut erwähnen Urkunden aus dem Jahr 1517 zum ersten Mal. Das Anwesen kam in den Besitz der Abtei Klosterrath. Während der Enteignungsphase der Kirchengüter unter napoleonischer Besetzung zu Beginn des 19. Jahrhunderts versteigerte man den zum Klosterbesitz gehörenden Hof an einen Kirchrather Bürger. Ab 1859 taucht in den Hoengener Personenstandsbüchern der Name „Ortmanns, Ackerer, Blumenratherhof zu Hoengen“ als Pächter des Hofes auf. Seit 1912 besitzt die Familie Ortmanns den Hof, den sie heute noch bewirtschaftet.
Die Namensbestimmung von „Blumenrath“ erklärt die Flurnamenforschung nach dem Grundwort „-rath“ als Stelle einer Rodung zur Landgewinnung oder zum Bau einer Ansiedlung. Das Bestimmungswort „Blume“ oder altsprachlich „bluoma“ deutet nach neueren Flurnamenforschungen möglicherweise auf ein Gelände mit Graswuchs hin oder auf eine Waldweide. Auf der Tranchot/von Müffling-Karte ist südlich des Blumenrather Hofs die zusammenhängende Waldflur des „Blumenrather- und Hoenger Busch“ eingezeichnet, in dem ein völlig von Wald umgebenes Gelände als „Feld“ ausgewiesen ist. Dies könnte die ursprüngliche Waldweide, die „bluome“ sein. Planungen des Eschweiler Bergwerks-Vereins (EBV), auf Blumenrather Gebiet eine Bergarbeitersiedlung zu errichten, existierten schon vor dem Jahr 1924. Die Baupläne realisierte die Aachener Bergmannssiedlungsgesellschaft (ABS). Sie erstellte in einem Bauabschnitt von insgesamt fünfzig Einheiten 1924 die ersten Werkswohnungen auf dem „Blumenrather Bosch“, die zunächst noch unter der amtlichen Bezeichnung „Mariadorf“ geführt wurden. Zwischen 1928 und 1931 entstanden weitere 58 Werkswohnungen an der Ahornstraße, dem Birkenhof, dem Weidenhof und an der Weststraße. Während des Zweiten Weltkrieges (1939 – 1945) stagnierte der Wohnungsbau auf Blumenrather Gebiet. Im Jahr 1949 begann man mit einer Erweiterung des Siedlungsgebietes. In elf weiteren Bauabschnitten errichtete man bis 1958 insgesamt 963 Wohnungen und zusätzlich einige Privat- und Geschäftshäuser. Seit 1958 vergrößerte sich die Siedlung ständig. In den 1950er-Jahren erhielt sie den amtlichen Namen „Blumenrath“.