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Fotos aus Alsdorf
Alsdorfer Gedenkstätten - Separatistenputsch 1923
Die vier langen Kriegsjahre (1914-1918), die Not in der Nachkriegszeit, besonders während der Inflation, die nicht zu verkennende Unsicherheit der innen- und außenpolitischen Lage, dies alles erzeugte im Sommer 1923 eine beängstigende Unzufriedenheit und Unruhe in den deutschen Industriestädten, die erhitzte Gemüter sehr leicht zu unüberlegten Handlungen verleiten konnte.
Diese Gefahr war auch in unserer Gegend gegeben, weil auf engem Raum eine dichte, zum größten Teil arbeitslose Bevölkerung zusammenwohnte. Die Neigung zu Gewalttätigkeiten und zur Aneignung fremden Eigentums ging wie eine Welle über die ganze Gegend hinweg. Da es gerade die Zeit der Ernte war, kam es in Alsdorf zu umfangreichen Felddiebstählen. Ebenso fanden Plünderungen statt in Mariadorf, Eilendorf und Brand. In Aachen und Eschweiler kam es zu schweren Zusammenstößen mit der Polizei, wobei es mehrere Tote gab. Der dunkelste Tag Alsdorfs wurde der 13. August 1923. An diesem Tage fand nachmittags gegen 15 Uhr eine Massenversammlung in der Sandgrube zu Kellersberg statt. Darauf zog eine tausendköpfige Menge, unter der sich viele Fremde befanden (sogar Leute aus Aachen), vor das Alsdorfer Rathaus. – Das sollte besetzt und die Verwaltung den Revolutionären übergeben werden. Natürlich fehlte es nicht an Neugierigen, besonders Frauen und Jugendlichen.
Im Alsdorfer Rathaus waren schon mehrere Tage vorher Landjäger und Polizei zusammengezogen worden, um von dieser Operationsbasis aus die Diebstähle und Plünderungen in der näheren und weiteren Umgebung zu verhüten. Zur erfolgreichen Durchführung dieser Aufgabe benutzten sie Kraftwagen. Eine Abordnung der Menge wurde ins Rathaus zu Verhandlungen geschickt. Man verlangte zu anderem das Abrücken und die Entwaffnung der Polizei. Die Erregung wuchs von Minute zu Minute und drängte immer mehr zur Katastrophe. Da krachten plötzlich Schüsse. Die Landjäger hatten von ihren Karabinern Gebrauch gemacht.
In wilder Flucht stob die Menge auseinander, setzte über Mauern, Hecken und Gärten und flüchtete in Häuser und Keller. Neun Tote trug man vom Schauplatz. Weitere acht starben an den Folgen ihrer Verletzungen. Die Zahl der Verwundeten war sehr groß.
Auf dem Kellersberger Friedhof liegen in einem Massengrab sieben Männer und eine Frau.
Name | Jahreszahlen |
---|---|
Peter Fischer | 1901-1923 |
Anna Brügner | 1885-1923 |
Valentin Adamus | 1876-1923 |
Josef Beckers | 1883-1923 |
Max Sattich | 1902-1923 |
Fritz Meyer | 1884-1923 |
Wilhelm Singendonk | 1887-1923 |
Mathias Käfer | 1896-1923 |
Die Führer dieser Bewegung sind später zu hohen Freiheitsstrafen verurteilt worden.
Standort: Friedhof Kellersberg
Koordinaten: N50°51’54.6” E6°10’12.8”