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Fotos aus Alsdorf
Kreuze am Wegesrand - 22. "Et Ruesekränzche"
An der Bundesstraße 57 zwischen Alsdorf und Baesweiler stand bis zum Jahre 1970 ein altes Wegekreuz, “et Ruesekränzche” (das Rosenkränzchen), genannt. Es war übermannshoch, aus vier kräftigen Blausteinquadern zusammengefügt und von einem Kreuz gekrönt.
Auf einem derben, schmucklosen Sockel, der ohne Stufen im Erdreich saß, folgte ein Stein mit einem gedrungenen Gesims, das an der Frontseite eine Ausbuchtung als Weihwasserbehälter besaß. Das Kreuz wurde im Jahre 1676 von dem Oidtweiler Pfarrer Hermann Greffraett und dem Jülicher Landzöllner Hilger Brewer als Stifter errichtet. Auf diesem zweiten Stein ruhte der wichtigste Bestandteil des Denkmals, ein Quader mit dem Bildnis der Muttergottes. Die Vorderseite des Steines war zu einer Nische mit einem Muschelornament vertieft. Darin stand – als Hochrelief sorgfältig heraus gemeißelt – in aufrechter Haltung die heilige Maria in Mantel und Kopftuch, auf dem linken Arm trug sie das Jesuskind, von ihrer rechten Hand baumelte die Perlenkette eines langen Rosenkranzes herab. Die Nische war von einem Spruchband umrahmt: “Heilige Maria, Königin des Rosenkranzes, bitte für uns.” Dann folgte als vierter Stein eine ausladende Abdeckung, die auf der Oberseite die Form einer stark abgeflachten Pyramide hatte. Darauf saß ein niedriges, steinernes Kreuz mit fast gleichlangen Balken.
Nach dem zweiten Weltkrieg machten starke Beschädigungen durch Granatsplitter und Witterung eine Restaurierung nötig. Die Durchführung und Finanzierung erfolgte 1954 durch den Eifelverein Alsdorf, die Stadtverwaltung und den Landeskonservator. Der zweite Stein mit der alten Inschrift war jedoch so zerstört, daß er ersetzt werden musste. Es wurde außerdem eine neue Schrift eingemeißelt: “Frommes Opfer erneuerte im Marienjahr 1954 diese alte Anbetungsstätte”. Dann folgte das weitgehend unversehrte Bild der Rosenkranzkönigin mit der Abdeckung. Da das Kreuz völlig zerbrochen war, machte man sich auf die Suche nach einem neuen, ähnlichen Kreuz und wurde auf dem Friedhof an der Mariensäule fündig. Die Anlage wurde von einem Holzzaun umschlossen. Trotzdem verwahrloste der Platz nach einigen Jahren immer mehr. Als das Denkmal im Jahre 1970 der Zufahrtsstraße eines neu errichteten Supermarktes weichen musste, zerbrach es bei unsachgemäß durchgeführtem Abmontieren.
1979 regte ein Gruppe Neuweiler Bürger mit einer Unterschriftenliste die Errichtung eines “neuen” Rosenkränzchens an. Ihr Unterfangen wurde von vielen Seiten unterstützt, so daß bald genügend Geld für den Beginn bereitlag.
Der Künstler Rolf Kretzschmar aus Aachen machte den Entwurf und auch die Ausführung. Das Kreuz wurde in Villmar an der Lahn gehauen, weil das Baesweiler Atelier des Bildhauers nicht hoch genug war.
Das übermannshohe, neue Kreuz wurde aus einem einzigen Block französischen Muschelkalkes geschaffen. Der wuchtige Schaft beginnt mit einem breiten Fuß, verjüngt sich in schwungvollen Linien nach oben und endet in einem Kopf mit kurzen, kräftigen Kreuzbalken. Auf der Vorderseite tritt ein starkes Relief der Gottesmutter hervor. Ein weiter Mantel umhüllt die aufrecht stehende Gestalt, die auf den Armen das Jesuskind hält. Statt der Perlenkette ist es ein Busch von Rosen unter ihren Füßen, der die Beziehung des Wegekreuzes zu seinem Namen deutlich macht. Als Standort wählte man die Stelle, an der das alte Denkmal bis zum Bau der Siedlung Neuweiler 1924 gestanden hatte, nämlich in der Nähe des Weges, der von der B 57 zum Luftschaft führt. Diesen Platz hatte das Kreuz seit 1840 innegehabt, als man es von seinem ursprünglichen Ort, ein Stück nördlich gelegen, an die damals neu angelegte preußische Landstraße versetzte. Der alte Weg von Alsdorf nach Baesweiler ist heute im Felde verschwunden. Am 10. Oktober 1987 bekam das neue Rosenkränzchen den kirchlichen Segen.
Zur Entstehung des Namens “Rosenkränzchen” gibt es einige Vermutungen. Zum Beispiel eine Legende um das Jahr 1350, als ein heißer Sommer herrschte und die Felder verbrannten. Der Pfarrer von Oidtweiler zog daraufhin mit seiner Gemeinde betend durch Felder und bald regnete es. Aus Dankbarkeit sollen Oidtweiler und Alsdorfer zwischen den beiden Orten das Rosenkranzkreuz errichtet haben. Ein zweiter Beleg stammt aus dem Jahre 1438, ein Protokoll zur Grenzbegehung der Unterherrschaft Schaufenberg. Bei der Kennzeichnung der markanten Punkte im Grenzverlauf taucht der Ausdruck “am Rosenkranz” auf. Mündlich überliefert aus dem Jahre 1637 ist das dritte Zeugnis. Bei einer Pestseuche zog die Gemeinde Oidtweiler zum Rosenkranzkreuz. Die Gebete fanden Erhöhung und die Pest wich aus der geplagten Gegend. Das vierte Datum in der Geschichte des Rosenkränzchens ist schließlich das Jahr 1676, das auf dem Denkmal selbst zu lesen war.
Legende und Überlieferung kennzeichnen das Wegekreuz also als Ziel von Bittprozessionen in Notzeiten. Hier allerdings könnten die beiden ältesten Daten Anlaß zu bedenken geben, denn um diese Zeit besaß das Rosenkranzgebet noch keine volkstümliche Bedeutung. Die heute übliche Form des Rosenkranzes entstand erst um 1480, als der Dominikaner Alan de Roche sich eifrig um dessen Verbreitung bemüht hatte. Um diese Zeit bildeten sich auch die ersten Rosenkranzbruderschaften. Somit liegt also die Vermutung nahe, daß das mittelalterliche Wegekreuz von 1350 kein Rosenkranzkreuz war, und daß die Bezeichnung “am Rosenkranz” sich nicht auf das Gebet bezog. Außerdem war es nicht üblich, eine Stelle im Gelände nach einem Gebet zu benennen, dazu nahm man üblicherweise Merkmale des Geländes selbst. Mithin bleibt nur der Schluß übrig, den Namen Rosenkranz wörtlich zu nehmen, nämlich als ein Gebüsch von Rosen, das zufällig eine kreisrunde Form hatte. Denn die Heckenrose war in unserer Gegend ein sehr verbreiteter Strauch, der an vielen Stellen, die nicht beackert wurden, wild wuchs. Folglich gab die Bezeichnung einer Stelle im Gelände dem Denkmal seinen Namen und dabei verschob sich die Bedeutung von den Heckenrosen auf das Rosenkranzgebet, so daß das Denkmal, das dort 1676 und 1981 entstand, wirklich ein Denkmal der Rosenkranzkönigin wurde.
Quelle: Zusammenfassung des Textes aus “125 Jahre Alsdorfer Männergesangsverein 1858” von 1983
Standort: Wagnerstraße / Schubertstraße
Koordinaten: N50°53’8.58” E6°10’53.3”