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Fotos aus Alsdorf
Sehenswürdigkeiten - Barbara-Kapelle
Geschichte und Tradition der Barbara-Verehrung
Barbara soll vor rund 1600 Jahren in Nikomedien, dem heutigen Izmid in der Türkei gelebt haben. Die Legende berichtet, dass das Mädchen wegen seiner außergewöhnlichen Schönheit und seines scharfen Verstandes hoch angesehen war. Die reichsten Jünglinge warben um Barbara, sie wies aber jeden zurück. Immer wieder traf sie sich mit einer kleine Gruppe Christen, die damals in ständiger Angst vor den kaiserlichen Christenverfolgern im Verborgenen lebten. Hier versuchte sie, den Glauben dieser Menschen zu verstehen. Barbaras heidnischer Vater beschloss daher, seine Tochter von den Christen fern zu halten und ließ deswegen bei seinem Haus einen Turm errichten, in den er Barbara einsperren wollte. Barbara überredete aber die Bauleute, statt der zwei vom Vater gewünschten Fenster drei Turmfenster einzubauen. Die drei Fenster sollten die Allerheiligste Dreifaltigkeit versinnbildlichen.
Als Barbara sich schließlich taufen ließ, wurde der Vater zornig und wollte sie schlagen. Da öffnete sich in der Wand ein Spalt, durch den Barbara entfliehen und sich verstecken konnte. Durch Verrat wurde sie jedoch wieder festgenommen und vom Vater vor den Statthalter geschleppt, der zu den schlimmsten Christenverfolgern zählte. Der ließ Barbara geißeln und mit Keulen schlagen. Von ihrem Glauben rückte sie jedoch nicht ab. Nachts soll ihr Christus erschiene sein, um ihre Wunden zu heilen. Als der Statthalter davon erfuhr, ließ er sie abermals foltern, mit Fackeln brennen und ihr die Brüste abschneiden. Endlich gab er den Befehl, Barbara mit dem Schwert zu töten. Und es war ihr eigener Vater, der dem Befehl nachkam und Barbara enthauptete. Kaum hatte der Vater aber sein Schwert beiseite gelegt, wurde er von einem Blitz erschlagen.
Die Entstehung der Legende wird wohl vor dem 7. Jahrhundert im byzantinischen Raum zu suchen sein. Ausgehend von Nikomedia in der nordwestlichen Türkei gelangte die Barbara-Legende bzw. der Barbara-Kult mit dem sich ausbreitenden Christentum von Kleinasien über Konstantinopel nach Europa. Unter den Kreuzrittern erfuhr die Barbaraverehrung eine besondere Ausbreitung und die rückkehrenden Ritter brachten die Legende mit nach Mitteleuropa. Über Spanien und Portugal kam die Barbara-Legende mit den Konquistadoren auch in die neue Welt nach Süd- und Nordamerika.
Im 14.Jahrhundert erreichte die Barbara-Verehrung in Europa während der Pesteinbrüche, bei denen viele Menschen einen unvorbereiteten Tod erleiden mussten, einen ersten Höhepunkt, da sie aufgrund ihrer Fürbitten in der Schar der 14 Nothelfer als Schutzheilige der Sterbenden galt.
In unserer engeren Heimat wurde Barbara schon im 10. Jahrhundert am Niederrhein bekannt, 1161 wird das erste Barbara-Kloster in Trier urkundlich erwähnt, ein erstes Barbarapatrozinium ist im Xantener Barbara-Altar von 1263 nachgewiesen.
Im Rheinland ist es der bekannteste Brauch, am Barbaratag, also am 4. Dezember, Kirschzweige in warmes Wasser zu stellen. Erscheinen dann zu Weihnachten die Blüten, bedeutet das für den Bauern eine gute Ernte im kommenden Jahr. Für die Zukunft von heiratsfähigen Mädchen hatte die Anzahl der Blühten eine Bedeutung hinsichtlich der zu erwartenden Freier, deren Aussehen und materiellen Ausstattung. Darüber hinaus zählen in den Gegenden der Barbara-Verehrung Messen und Gebete, Paraden und Umzüge, Salutschießen, die Zubereitung besonderer Speisen und natürlich die Versammlungen der Barbara-Vereine an diesem Tag zu den üblichen Gebräuchen am Festtag von St. Barbara.
Selbst im legendären Heimatland von Barbara, in der heutigen Türkei, sollen türkische Bergbau-Absolventen deutscher Universitäten die traditionelle „Barbara-Feier“ schon in den 50-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts auf ihren Steinkohlenbergwerken eingeführt haben.
Aufgrund ihres Martyriums haben zahlreiche Berufe und Organisationen Barbara zur Schutzheiligen gewählt. Beliebt ist sie u.a. bei den Artilleristen, Feuerwehrleuten, Glöcknern, Architekten, Apothekern und Bauern, sowie bei den Steinmetzen, Schmiede und Gefangenen.
Die Barbara-Verehrung unter den Bergleuten ist eine weltweit bekannte Erscheinung, da ihr Patronat in einem engen Zusammenhang gegen einen plötzlichen unvorbereiteten Tod steht, den gerade der Bergmann bei seiner gefährlichen Arbeit untertage jederzeit erleiden kann.
Wo genau die Heilige Barbara als Schutzpatronin der Bergleute zuerst verehrt wurde bleibt im Dunkel der Geschichte verborgen. Allgemein werden aber die Silberbergbaugegenden um Freiberg in Sachsen und Kuttenberg in Böhmen vermutet.
Die Stadt Kuttenberg (Kutna Hora), im Zentrum des einst bedeutendsten Erzreviers Europas, erbaute zwischen 1380 und 1420 als Zeichen der engen Verbundenheit des Bergbaus mit der Heiligen Barbara den berühmten Barbara-Dom.
So verdrängte die Barbaraverehrung nach und nach die älteren, traditionell dem Bergbau verbundenen Schutzpatrone wie den Hl. Andreas im Harz, die Hl. Anna im Erzgebirge, den Hl. Joachim in Böhmen oder die heiligen Wolfgang und Daniel in Österreich und letztlich auch die Hl. Katharina in unserem Wurmrevier.
Allein in Oberschlesien und Waldenburg wurde Barbara seit dem Beginn des Bergbaus dort im 12. Jahrhundert bis in die heutige Zeit als einzige Schutzpatronin angerufen.
Mit dem Zuzug ostpreußischer und oberschlesischer Bergleute ab dem 19. Jahrhundert wird z.B. für das Ruhrgebiet festgestellt, dass mit der Gründung zahlreicher polnischer „St. Barbara“ – Vereine eine deutliche Wiederbelebung der Barbara-Verehrung einsetzte, der sich viele katholische Knappen- und Arbeitervereine anschlossen.
Sankt Barbara und Grube Anna
Auch im Aachener Steinkohlenrevier wurde St. Barbara von den Bergleuten als Schutzpatronin verehrt. Zahlreiche Barbarapatrozinien, vor allen Dingen in den Pfarreien der nach dem 2. Weltkrieg errichteten neuen Bergarbeitersiedlungen, bezeugen die herausragende Stellung der Heiligen im Revier. Daneben haben viele Schulen, Vereine, Apotheken, Straßen und Plätze ihren Namen angenommen.
Eine im Steinkohlenbergbau eher seltene Erscheinung ist das Aufstellen einer figürlichen Darstellung Barbaras im untertägigen Grubengebäude.
In den 50-er Jahren des vergangenen Jahrhunderts begann der Eschweiler- Bergwerksverein mit der schon vor dem Ende des 2. Weltkrieges geplanten Zusammenlegung seiner Gruben „Anna I“ und „Anna II“ in Alsdorf. Mit dem Auffahren der neuen 610 – Meter – Sohle und der damit verbundenen Erweiterung des alten Franz-Schachts zum Hauptförderschacht legte der EBV den Grundstein für den Ausbau Annas zur größten Grube im Aachener Revier.
In dieser Zeit entschloss sich die Grubenverwaltung, auf der neuen 610 – Meter – Sohle am Streckenabzweig zum Grubenfeld Anna I bzw. zum Grubenfeld Anna II einen Ort der Barbaraverehrung zu schaffen.
Auf der Stirnseite des aus Ziegelmauerwerk errichteten Brückenpfeilers hing seit dem, im Blick der ein- und ausfahrenden Bergleute, eine ca. 1.30 Meter hohe, im Metallgussverfahren hergestellte Barbarafigur.
Mit dem Auffahren der letzten Tiefbausohle auf Anna gegen Ende der 60-er Jahre des vergangenen Jahrhunderts gelangte auch St. Barbara 250 Meter unterhalb ihres alten Standortes auf die 860 – Meter – Sohle, auch hier wieder im Blick der ein – und ausfahrenden Kumpel.
Mit der Schließung des Bergwerks Anna I/II im Jahre 1986 kehrte St. Barbara zurück ans Tageslicht. Sie fand ihren neuen Platz im Foyer der damaligen Hauptverwaltung des Eschweiler Bergwerks-Vereins in Herzogenrath-Kohlscheid. Dort befand sie sich bis zum Oktober 2006. Danach gelangte die Statue in die Obhut des Vereins Bergbaumuseum Wurmrevier e.V.
Der Kapellenentwurf
Für den Entwurf und die Gestaltung der projektierten Kapelle konnte der renommierte Alsdorfer Künstler und Ehrenbürger Prof. Ludwig Schaffrath gewonnen werden. Eine erste Fassung seines Entwurfes wurde im Mai 2007 einer breiten Öffentlichkeit präsentiert und fand ein durchweg begeistertes Echo.
Die Grundform sieht eine Halbkugel vor, die ebenerdig erschlossen ist. Als natürliche Lichtquelle dient ein senkrechter Schacht.
Einige auf den Entwürfen und Bauplänen basierende Computergrafiken (siehe Foto 4, 5, 6) veranschaulichen eindrucksvoll die von Ludwig Schaffrath formulierte Bauidee, mit der er einerseits die Enge, die Dunkelheit und die ständige Angst vor den drohenden Gefahren, die jedem Bergmann bei seiner Arbeit befällt, beschreibt und die sich in den dunklen, sternförmig abgehenden Streckenstümpfen andeuten. Andererseits geben die Pfeiler und nicht zuletzt die alles überspannende Halbkugelform mit dem Schachtansatz und dem dadurch einfließenden Tageslicht ein Gefühl von Sicherheit und Geborgenheit im Schoss der Erde, das durch die Wirkung der an einem der Pfeiler angebrachten Figur der Heiligen Barbara unterstrichen wird.
Das auf ebener Erde zu errichtende Bauwerk wird vollkommen mit Erdreich überdeckt werden, so dass nur der Schachtansatz und der stollenmundartige Zugang frei bleiben.
Für den interessierten Besucher dieser Seiten sei hier noch angemerkt, dass Professor Schaffrath mit seinem Bauentwurf intuitiv ein Grubengebäude skizziert, das im Prinzip eine sehr alte Abbaumethode beschreibt, die schon von den Bergleuten der Steinzeit, gegen Ende des Neolithikums bei der Silexgewinnung (Feuersteinbergbau) angewandt wurde und die bis zum Beginn der Neuzeit immer wieder bei der Anlage von einfachen Bergwerken beobachtet werden kann.
Der Fachmann spricht hier vom sog. “Duckelbau”, bei dem von der Sohle eines senkrecht bis in die anstehende Lagerstätte geteuften Schachtes das Mineral in sternförmig angelegten Weitungen oder kurzen Streckenabgängen soweit abgebaut wird, wie es die Sicherheitsverhältnisse erlauben.
Standort: Konrad-Adenauer-Alle / Eingang Energeticon
Koordinaten: N50°52’32.5” E6°8’44.1”